Band Marketing

SellABand und die Crux mit dem 50.000 Dollar Fund

08.10.09 Eine Revolution mit wechselhaften Revolutionären

von   kommentieren

Während der Versuch das Konzept in Deutschland zu etablieren unbeachtet scheiterte, verspricht sich SellABand mit der Kooperation mit Public Enemy eine sichere Landung in den USA. SellABand selbst verkündet, dass mittels Plattform bereits 3 Millionen US Dollar in unabhängige Künstler und Bands investiert wurden. Dieser augenscheinliche Erfolg soll jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass nur ein äusserst geringer Teil der Künstler und Bands den vorgebenen SAB Plan erfolgreich durchwandern.

Bisher konnten 34 Bands ihr Album via Plattform aufnehmen. Bei 4200 gesignten Künstlern (Quelle Wikipedia) macht das eine sagenhafte Quote
von 0,008 0,8 Prozent. Da relativieren sich die 3 Millionen Dollar enorm. Ich hatte mir bereits im Juli einige Acts angeschaut, die bei SAB ihr Glück in Sachen Selbstvermarktung suchen.
Um es vorweg zu nehmen ihr Weg nach oben ist steil – verdammt steil. Das Dilemma, dass sich abzuzeichnen scheint ist, dass die Believer ihre Anteile auch abziehen können, solang die Zielsetzung nicht erreicht ist. Und davon machen einige Gebrauch. Die Funds der gesignten Künstler wirken wie holprige Aktienkurse, abhängig von den Launen der Anteilseigner. Ein Erreichen der Zielsumme ist für den Grossteil aussichtslos.

Die deutsche Band Kirt ist immer noch von den 50.000 Dollar weit entfernt. Und nicht nur das. Einige Believer sind abgesprungen, haben also ihre Parts teilweise oder ganz zurückgezogen. Hatte die Band im Juli noch knappe 24.000 Dollar zusammen, ist ihr Fund momentan auf 19620 Dollar abgestürzt. Das verheisst nicht Gutes.
Auch die us-amerikanische Folk-Rock Band Cubworld, die bereits die 50.000 Dollar einspielten und ihren Fund auf 100.000 Dollar erhöhten, ist in Schlingern geraten. Sie wollten auf die Michael Jackson Welle aufspringen und Cover des Profopol Opfers auf ihr Album packen. Nun müssen auch sie mitansehen wie ihr Fund schrumpft. Im Juli noch 12300 Dollar eingespielt, dümpelt der Fund nun bei 10.500. MJ funktioniert nicht immer.

Mein Favorit Civilized Tears ist in der Gunst seiner Believer ebenfalls abgestürzt – und zwar gandenlos. Als im Juli der Fund noch bei hoffnungsvollen 38900 Dollar lag, da sah ich die englische Band bereits in einem noblen Studio. Um satte 11570 USD ist der Fund nach unten gegangen. Das nenne ich Monopoly – gehe direkt in den Knast – gehe nicht über Los. Da hilft auch eine äußerst beeindruckende und mit Sicherheit gepimpte Vita des Frontmans Tim Bennett nicht. Aber lesen sie selbst.

Tim Bennett, the main creative force behind CT, has performed his music in the living room for Super-Model Kate Moss, had lunch with Kylie Minogue, was forced to drink a pint of Cobra’s blood in China , was arrested for spying , protected by the Mafia , dated Miss Italy , was kissed by an Orang Utan in the jungles of Borneo ,suffered temporary blindness when a loaded starter gun was shot in his face, climbed the highest mountain in South East Asia-solo , survived two major Earthquakes and was scolded by the Queen Mother for sunbathing half naked whilst she was having lunch.

Aber zwei erfreuliche Nachrichten habe ich dann doch noch. Die Neuseeländerin Katie Thompson als auch Lori Greco haben im Juli das 50.000 USD Ziel erreicht. Zur Zeit führt die Sängerin Inge M. die SAB Charts mit einem Fund von knappen 30.000 Dollar an.

Bei SellABand kann man sich als Band signen lassen – es kostet schliesslich nichts – ausser Zeit. Als Believer kann man risikolos Anteile an einer Albumproduktion erwerben und sich wie ein A&R fühlen. Beide Seiten haben ihren Spass (oder auch nicht), doch der Erfolg bleibt nur ganz wenigen Bands vorbehalten. Der Gründe hierfür liegen in der Zielsetzung von 50.000 Dollar und den wechselhaften Launen der Believer.
Daher sollten sich Bands ganz ernsthaft fragen: Brauchen wir wirklich so viel Geld für eine Albumproduktion? Und wollen wir launige Believer haben bzw. haben wir genug Fans, die mal eben 50.000 Dollar investieren? Falls die Antworten mit einem Nein beantwortet wird, sollte man sich nach anderen Finanzierungsmodellen umschauen. Zum Beispiel bei SellYourRights – auch wenn hier einige Fallstricke lauern, aber die Zielsumme kann man immerhin selbst bestimmen.

Update: Ab 1.10.2009 können Artist die Zielsumme als auch den Verwendungszweck selbst bestimmen. Von $10.000 bis $100.000 – ob Album, Tour, TV Serie oder Merchkram. Es tummeln sich aktuell ca. 3000 Bands auf der Plattform, da unvollständige Profile bei einem Relaunch gelöscht wurden.

(Dank an niesy74)

Diskussion

5 Kommentare für “SellABand und die Crux mit dem 50.000 Dollar Fund”

Füge einen Kommentar hinzu