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Abmahnungen an Blogger wegen Direktlinks zu legalen MP3s

01.10.09 Ein perfides Geschäftsgebaren mit System?

von   kommentieren

Das unerfreuliches Thema Abmahnung sticht in den letzten Tagen beim Lesen diverser Musikblogs ins Auge. Dabei handelt es sich nicht um Abmahnungen wegen illegalem Filesharing sondern um Anwaltsschreiben, die sich auf illegale Verlinkungen beziehen. Die abgemahnten Blogger sind nun verunsichert und der Begriff der geldgeilen Majorlabels lässt nicht lange auf sich warten. Doch worum geht es in diesen Fällen?

Der Vorgeschmack – mal eben einen Musikblog löschen

Nachdem Googles Blogger-Plattform Anfang des Jahres still und heimlich Beiträge von Musikblogs, darunter Music For The Moment löschte, ging Blogspot im September dazu über das Blog komplett und ohne Vorwarnung zu löschen.
Hintergrund dieser fragwürdigen Aktionen sind Verlinkungen zu Tracks im MP3-Format. Fragwürdig erscheinen die Löschungen der Beiträge aus der Hinsicht, dass die MP3s aus Werbezwecken veröffentlicht wurden und diese kostenlosen Tracks in die Bloggerszene gestreut wurden. Vermutlich hatte die Recording Industry Association of America (RIAA) ihre Finger in diesem perfiden Spiel.

In diesen Fällen wurden jedoch noch keine Abmahnungen verschickt. Chris, der Betreiber von Music For the Moment wechselte zu WordPress und die Vorfälle bildeten wohl einen Vorgeschmack auf das, was in letzter Zeit einigen Bloggern in Form von Abmahnungen in Haus flatterten.

http://restracks.blogspot.com

Music of the Moment (reloaded)

schallgrenzen: Blogger löscht Music of the Moment

gulli: Blogger löscht heimlich Einträge

Der Abmahnwahn mit System?

Der Enthusiasmus vieler Blogs auf kostenlose legale MP3s zu verlinken hat in den letzten Tagen einen mächtigen Dämpfer bekommen. Was ist passiert? Die Betreiber von Whitetapes verlinkten auf einen Track von Bloc Party, der wegen Promozwecken für das Album Intimacy verschenkt wurde. Das Problem an der Sache ist, dass die MP3 vom US Label Vice Records dem Musikmagazin betterPropaganda zur Verfügung gestellt wurde. Vice Records ist jedoch nur für den us-amerikanischen Raum zuständig. Das Album von Blog Party wird jedoch in Deutschland von Cooperative Music released. Die Verwertungsrechte liegen demnach bei Universal. Und die schickten einen Anwalt in die Spur, um über juristischen Weg Geld einzufordern. Die Abmahnung ist glücklicherweise zurückgezogen worden.

whitetapes: In eigener Sache

nicorola: Abgemahnt: White Tapes

lie in the sound: Viele Köche verderben den Brei

Auch vor deutschen Hip Hop Bloggern und selbst vor Künstlern und Labels macht der Abmahnwahn nicht halt. Der Auslöser hierfür sind Verlinkungen auf ein vermeintlich” freies” SPLASH!Mixtape. Die Abmahnungen werden mit der Tatsache begründet, dass sich auf dem Mix von DJ Ron und Shusta Tracks befinden, deren Verwertungsrechte bei Sony, Warner und Universal liegen. Die liessen die berüchtigte Hamburger Anwaltskanzlei Rasch von der Leine um ihre Rechte zu wahren bzw. diese in Geld zu verwandeln.

Hip Hop Culture: Abmahnwelle gegen deutsche Hip Hop-Blogger

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stylespion: Meine erste Abmahnung – nur eine Frage der Zeit?

Viele Blogger sind seitdem verunsichert und fühlen sich aus verständlichen Gründen angepisst. Denn sie wollen auf kostenlose legale MP3s aufmerksam machen und damit bestimmte Künstler pushen. Damit fungieren sie als unbezahlte Musikerscouts, die ihre Blogs nicht aus Profitgier sondern mit Herzblut betreiben. Dass sie sich mit den angeblich illegalen Verlinkungen in die Profitgier von abmahnungswütigen Rechteinhabern und ihren Anwälten begeben ist eine traurige Tatsache. Dass hinter diesem Vorgehen durchaus ein System steckt macht die Sache noch prekärer. Aber ich denke, die Abgemahnten als auch andere Blogbetreiber haben etwas daraus gelernt.

So schreibt Nico in seinem Blog.

"Auch ich benutze zum Beispiel für meine Mixahula-Reihe Direktlinks auf MP3s. Diese stammen zum Teil auch von betterpropaganda oder anderen legalen Quellen. Da ich weder die Zeit noch die Lust habe zu recherchieren, wer in Deutschland die Verwertungsrechte an der Band hat, werde ich das Geschehen mit Interesse verfolgen. Bands, die in Deutschland von Universal vertreten werden, finden hier in naher Zukunft erst einmal nicht mehr statt. Das geschieht nicht aufgrund von Abneigung oder Protest, sondern aus reinem Selbstschutz."

Vorsicht bei jeder direkten Verlinkung auf MP3s ist immer geboten. Denn wenn man schon einen Musiker pushen will, muss man nicht sinnlos Geld an deren Rechteinhaber und deren Anwälte überweisen.

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