Music Business

Future Music Camp 2009

07.07.09 So war´s

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myoon: Future Music Camp 2009

Als wir unsere Reise zum Future Music Camp antraten, am Freitagnachmittag, war es heiß auf der Autobahn. Ich überlegte noch ob sich der Weg in die Rhein-Mein „Söhne-Mannheims“ Stadt lohnt.

Vorgreifen möchte ich, dass sich jeder Kilometer gelohnt hat. Dass wir – und da bedanke ich mich an dieser Stelle sehr herzlich an die Gastgeber – aufs köstlichste umsorgt wurden, tolle Gespräche hatten und hilfreiche Kontakte finden konnten. Das FMC – und da greife ich wieder vorweg, sollte von jeden besucht werden, der sich für Musik, gute Gespräche mit hellen Köpfen und Diskussionen interessiert.

An diesem Wochenende, wie gesagt, in Mannheim. Hintergrund war die Idee, ein Barcamp speziell für Akteure rund um die Musikwirtschaft zu veranstalten. Initiator war die Popakademie Mannheim, welche seit dem Wintersemester 2008/09 einen Studiengang mit Schwerpunkt Musikbusiness anbietet. Es ist grundsätzlich gedacht als eine Art Plattform für alle Facetten der Musikwirtschaft, Trends aufzuspüren und sich auszutauschen.

Jeder, der mal auf einem Barcamp war, weiß, dass es demokratische Ordnungen hat, die sich gerne in Unordnung ergießen. Jeder weiß aber auch, dass sich nur dann, wenn alle sich einbringen, ein gutes Ergebnis entsteht. In diesem Sinne gab es sicher Verspätung und die eine oder andere Unordnung, die sich bei ausreichender kostenfreier Versorgung mit Kaffee, Gewässern, Schorlen, Früchtemischungen von mymuesli und köstlichen Buffets (ich erwähnte es schon Andeutungsweise) wunderbar überspielen liessen.

Die Gastgeber von der Popakademie waren sehr zuvorkommend und hilfsbereit, ständig und stetig präsent und den Stress sah man Ihnen selten an.

Wir waren zwei Tage vor Ort und besuchten – ich mag es kaum sagen – nur eine Session. Das hatte einfach einen Grund. Gute Gespräche, die wir nur ungern unterbrechen wollten.

Im Grunde ging es um das Große Thema der Musikindustrie:
Musik zu konservieren, Musik, live erlebte Musik für immer wieder abspielbar aufzubereiten war sicher der leidenschaftliche Anreiz des deutschen Emil Berliners, der 1887 sein Patent der „Schallplatte“ anmeldet. Ob er sich vorgestellt hat, welche Märkte er in Bewegung setzt, da bin ich mir unsicher. Aber eines war es, grossartig, einen Moment immer wieder abzuspielen, eine Aufnahme, grossartige Aufnahme immer wider zu hören. Auf der Suche dieses Erlebnisses sind wir auch heute noch, nur müssen wir uns durch abermillionen MP3s wühlen.

Bei Musik, so in der Session von Ryan, wird der Zugang bezahlt, so war es immer schon (Johnny ick hör Dir trabsen). Zugang heißt: CD oder MP3 kaufen, hören umsonst. Zugang heißt: Konzertkarte kaufen, Eintritt zahlen, hören dann umsonst. Musik als Dienstleistung, nicht als Produkt, so Ryans These. Da prallen schon mal Welten der verschiedensten Interessengemeinschaften aufeinander. Auch wenn viele Leute unterschiedlicher Meinung sind, kann ich doch so zusammenfassen. Viele sind sich im klaren, dass sich Aufgaben verschieben. Die Majors hängen an ihrem Teil, dem Verkauf.

Eine Einigung scheint dabei an dem detailierten Verständnis des anderen zu scheitern, das wurde vor allem in den Gesprächen deutlich. Da sind auf der einen Seite die Anbieter der neuen Generation Vodafone „kommt auch mit Musik“ und den alten Studiobossen der grossen Labels. Die einen bieten Zugänge zu Millionen Kunden – die anderen hängen wie Klebstoff an ihren Lizenzen und begreifen neue Märkte und Chancen nur bedingt.

Und der Verbraucher am Ende der Verwertungskette – will endlich eine legale und einfache Lösung an Musik zu kommen. Wenn wir ehrlich sind ist es ihm völlig egal von welchem Label. Die Labels pochen auf eine Lösung ihre Werke zu schützen, am besten durch eklige DRM Systeme. Konzerne aus z.B. der Mobilfunksparte brauchen Musik um ihre Produkte emotional aufzuladen. Scheitern aber anscheinend noch an dem technischem Verständnis der Labels. Sie wollen Musik in Kombination mit ihrem Produkt am liebsten frei verfügbar machen. Ihre Kunden haben nichts von einem Abomodell wo die Musik nicht ihnen gehört, die Musik nur auf einem Gerät verfügbar ist und DRM geschützt ist.

Dazwischen stehen dann noch die Musiker. Sie wollen eigentlich nur, dass ihre Musik beim Hörer ankommt, dass sie vermarktet werden und Geld mit ihrer Kunst verdienen. Schlichtweg ein einziges Dilemma.

In den Gesprächen wurde sehr deutlich, dass es sich hier um einen sehr harten Markt handelt wo es richtig zur Sache geht. Wer hier zuerst eine Lösung findet und diese auch umsetzt, der ist sicherlich ganz dick im Geschäft.

Am Samstag Abend gab es dann die iPhone Performance. Silvia und ich hatten die Ehre mit Prof. Dahmen und 10 anderen iPhonisten zusammen Musik zu machen: 2 Schlagzeuge und 12 iPhones mit der App Bloom. Initiatoren waren Nadia Zaboura und Björn Eichstädt. Ursprünglich sollte die Performance 45 min dauern, war aber schon nach etwa 30 min zu ende. Ich denke weil sich in dem kleinen Raum so viel Hitze gebildet hat, dass kaum jemand sich noch aufrecht halten konnte. War aber eine spannende Sache mit viel Potential.

Danach gab es ein unglaubliches Grillbuffet mit einem sehr netten miteinander.
Wir haben uns durch Zufall an den Tisch der Vodafone Abteilung gesetzt – Vodafone hat die Veranstaltung mit gesponsert. Sehr nette Jungs übrigens. Neben uns setze sich jemand den ich fragte was er denn so macht. Peinlicherweise stellte sich heraus, dass es Tim Renner von Motor war, den ich nicht erkannte. Es wurde ein sehr interessantes Gespräch und wir haben ihn als sehr offenen und freundlichen Menschen mit Bodenhaftung kennengelernt.

Und wir hatten die Gelegenheit uns mit Prof. Hubert Wandjo, einem der Geschäftsführer der Popakademie zu unterhalten. Auch das war sehr spannend. Wir kamen zum Schluss, dass es sehr schade ist, dass es solche Einrichtungen wie die Popakademie in anderen Ländern nicht gibt. Wenn ich mich z.B. in Leipzig umschaue, dann muss ich feststellen, dass 95% des Kulturetats in Institutionen wie das Theater und die Oper fließen und nicht in die Jugendförderung. Eigentlich unverständlich. Die Stadt Mannheim und das Land Baden-Württemberg haben es auf grandiose Weise geschafft durch die Institution Popakademie ihr Image aufzuwerten und eine kreative Hochburg für Musiker zu werden. Ich habe großen Respekt vor den Menschen die sich dafür eingesetzt haben.

An dieser Stelle möchte ich mich bei Ryan Rauscher bedanken, der uns eigeladen hat und der maßgeblich an der Organisation beteiligt war. Ihr habt das richtig gut gemacht!

Das nächste Future Music Camp findet vom 10.-11. Oktober in Wien statt. Wir werden sicherlich da sein.

Hier die Eindrücke:

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