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(Pop Up 2009 – Was brachten die viel versprechenden Foren?

18.05.09 Alle gegen youtube, oder was?

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myoon: (Pop Up 2009 – Was brachten die viel versprechenden Foren?

Am Samstag lud die (Pop Up in den Volkspalast und präsentierte neben der alljährlichen Messe verschiedene Foren, die viel versprechend klangen. Drei dieser Foren habe ich besucht. Hier meine kurze Debattenwanderung.

Alles so schön bunt hier – Musikvideos nach dem Tod des Musikfernsehens

Das erste Forum, dass ich zur Mittagszeit auf der Messe besuchte, sollte eigentlich von der Zukunft des Musikvideos handeln.
Leider war Andreas Dorau nicht wie angekündigt dabei. Aber mit Prof. Dr. Christoph Jacke (Kulturwissenschaftler Populäre Musik und Medien), Massuda Kassem (Produzentin und Regisseurin), Uwe Viehmann (Hobnox) und Tobias Tosse (Putpat) hatte man Experten und Macher geladen, von dem ich mir einiges versprach, die jedoch nicht wirklich neue Erkenntnisse zu Tage förderten. So verkam das Forum zu einer recht dürftigen Werbeveranstaltung für putpat.

Wer sich nun fragt, was ist putpat, den will ich etwas auf die Sprünge helfen.
Putpat, das angeblich neue Wunderdings in Sachen Musikvideo wurde auf der letzten Popkomm angekündigt. Ziel der Macher und der Musikindustrie ist es mit dem werbefinanzierten Portal das Musikfernsehen wieder zu beleben. Da ist es auch nicht verwunderlich, dass sich "devil Dieter" Gorny dafür stark macht. Und um eine zweite gewichtige Stimme ins Spiel zu bringen, trommelt MTV Allstar Ray Cokes mit lauten Getöse die Werbetrommel. Neue Konkurrenz für youtube und Viva titelten darauf einige Pressemitteilungen.

Na wunderbar, nur leider gibt es bei putpat noch nichts zu sehen und eine Termin zum offiziellen Launch steht auch noch in den Sternen. Daher kann ich nur dem Glauben schenken, was Tobias Tosse dazu promotet. Und das ist leider nicht viel. Personalisiertes, vorgefiltertes Videogucken. Kostenlos und angeblich richtig toll. Das dachte ich bei Hobnox auch, und?

Die anderen Anwesenden auf dem Podium traten in den Hintergrund und spielten eigentlich nur noch marginal eine Rolle. So erfährt der Zuschauer lediglich, dass sich die Budgets für Videos angeblich auf einem vertretbaren Level einpegeln, youtube eigentlich scheisse ist und das der arme User vom heutigen Überangebot erschlagen wird und es daher Zeit für putpat wird. Dürftige Werbeshow ohne jeglichen Erkenntnissgewinn. Das können die folgenden Foren nur besser werden.

VUT präsentiert: Wann ist GEMA sinnvoll – Musikvergütung und Rechtesicherung

Dieses Forum war mit Abstand das Schlimmste was ich auf der Pop Up zu hören bekam. Neben Rechtanwalt Andreas Knauf, Musikverleger Frank Kühl und VUT Vertreter Peter James bekam Frank Drostal seinesgleichen Textdichter und Vorsitzender des Aufsichtsrates der GEMA Gelegenheit Werbung für seinen Verein zu machen. Doch irgendwie ging das wohl nach hinten los. Der GEMA Vertreter konnte nicht punkten und der Indiemusiker bleibt dem aufgeblähten, undurchsichtigen Apparat fern. Das ist nichts Neues und wird sich langfristig auch nicht ändern.

Und wie schon beim ersten Forum wurde youtube als eigentlicher Feind der Musiker ausgemacht. Anstatt jedoch nun von Seiten der GEMA in die Offensive zu gehen und auf das Spannungsfeld Urheberrecht im digitalen Zeitalter einzugehen, klammerte man dies einfach aus. Damit verbaute sich Drostal jegliche Glaubwürdigkeit seines recht salloppen Umgangston. Mein Wunsch an die (Pop Up Macher ist demzufolge, den Fokus mehr auf Creative Commons zu legen, denn das ist die Zukunft. Die GEMA ist lediglich ein Dinosaurier, der sich einfach nicht bewegen will.

De:Bug präsentiert One For The Money – Two For The Show – Namebranding im Musikgeschäft

Das interessanteste Forum drehte sich um Namebranding im Musikgeschäft. Als Redner konnte man Frank Spilker (Die Sterne), Uwe Oertel (MDR Sputnik), Marcel Engh (SonyBMG), Dr. Kai-Uwe Hellmann (TU Berlin) und den gut aufgelegten, biertrinkenden Musiker Thomas Mahmoud gewinnen. Auch in Sachen Moderation hatte man mit dem De:Bug Redakteur Ji-Hun Kim ein glücklichen Händchen bewiesen.

Hier wurde nicht lange gefackelt sondern gleich Tacheles geredet. Wer sich einbildet Marken unterstützen Musiker, der täuscht sich. Marken instrumentalisieren Musik und so ergibt sich faktisch keine win-win Situation. Weder verkauft Jägermeister mehr Schnaps, noch haben die Bands, die bei der Jägermeister Rock Liga auftreten langfristig etwas davon. Es geht lediglich um das Image einer Marke.

Deshalb wurde von Seiten des Podiums zu Recht mehr staatliches Engagement in Form von Subventionen gefordert. Leider wird es die wohl in Sachen Popmusik nicht geben. Die angebliche Hochkultur hat Vorrang (siehe Bayreuth). Und auch in diesem Forum bekommt youtube sein Fett ab. Böses youtube, aber bald ist man dieses Übel wohl los. Denn angeblich bereitet man eine Sammelklage gegen Google vor. Na da bin ich mal gespannt, was da kommt.

Den meisten Applaus bekam letztendlich Frank Spilker, der darauf aufmerksam machte, dass die Verwerter von content letztendlich von den Musikern und Bands als Erbringer des contents abhängig sind. Deshalb seine listige Forderung. Musiker sollen ein Jahr lang einfach keine Musik veröffentlichen. Gute Idee, an die sich jedoch keiner halten wird. Schade eigentlich.

Mein Fazit. Die drei von mir besuchten Foren bei der diesjährigen (Pop Up Messe versprachen Viel, hielten jedoch Wenig. Abgesehen vom De:Bug Forum gab es keine wirklich kontrovers geführten Debatten und auch keinen nahrhaften Erkenntnissgewinn.

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