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Nokia Comes with Nothing

23.04.09 Abo-Konzept geht nicht auf, aber kommt nach Deutschland

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myoon: Nokia Comes with Nothing

Über die Liebe der Musikindustrie zu Abonnementmodellen und den Ansatz des Mobiltelefonherstellers Nokia hatte ich zuletzt im Feburar berichtet. Nun ist der letztgenannte Service auf der Insel gestartet. Jedoch alles andere als erfolgreich, denn wie Music Ally berichtet, haben sich innerhalb von 6 Monaten gerade einmal 23.000 Nutzer dafür begeistern können.
Schon bald will Nokia das Modell auch hierzulande auf den Markt bringen. Darum die Frage: Woran lag es!?

Die Basics sind schnell erklärt: Nokia verkauft mit seinen neuen Handy-Modellen auf Wunsch gleich noch ein “All You Can Listen”-Abo, das es dem Kunden ermöglicht unbegrenzt viel Musik (von allen Majors und einigen Independents) auf Mobiltelefon oder PC zu laden. Dabei gilt aber der Grundsatz des Digital Rights Management (DRM). Alle Songs sind mit einem Schutz versehen, der es unmöglich macht die Titel nach einem Jahr abzuspielen, wenn man nicht das Abo verlängert.

Bereits ab dem 4. Mai soll auch Deutschland in den Genuss des Dienstes kommen. Golem berichtet, dass Nokia “Comes With Music” mit den neuen Modellen 5630 XpressMusic, Nokia 5800 XpressMusic, N79 und N95 (8 GB) anbieten will. Dabei gibt es entweder nur das Mobiltelefon oder das Handy mit dem Abo. Alleine kann man die Musik-Flatrate nicht buchen. Rund 100 Euro fallen für das Abo (jährlich) an, manche Modelle gibt es nur mit “Comes With Music”.
Zudem plant Debitel das Nokia 5800 XpressMusic auch ab einem Euro anzubieten, bei durchschnittlichen monatlichen Grundgebühren.

Früher oder später wird es also darauf hinaus laufen, dass “Comes With Music” ein zusätzliches Feature sein wird. Momentan kostet das Abo eher extra, bleibt dabei allerdings noch unter Preisen der direkten Konkurrenz, die in Deutschland besonders Napster dargestellt.
Der große Nachteil des Ganzen – und vermutliche Ursache des Misserfolgs in Großbritannien – ist nicht etwa eine fehlende Vermarktung. In den Märkten, bei denen “Comes With Music” bereits läuft, wurde durchaus die Werbetrommel gerüht. Viel mehr glauben die meisten Experten, dass es mit den Mobiltelefonen und der Software zu tun hat.

So zeichnet sich beispielweise derzeit in Singapur ein Trend ab, der sich auch in Deutschland einstellen könnte. Im asiatischen Stadtstaat wurde “Comes With Music” gemeinsam mit dem potentiellen “iPhone-Killer”, 5800 XpressMusic (na ja, ist halt ein Touchscreen und so…), zum Verkauf gebracht und hob den Umsatz des digitalen Musikmarkts um satte 30 Prozent. Ohne Vertrag soll das gute Stück hier 510 Euro kosten, bei den großen Providern wird es das Handy i.d.R. schon nach kurzer Zeit ab einem Euro geben.
In Großbritannien gab es eine derartige Kombination aus einem Top-Handy-Modell und “Comes With Music” leider (überhaupt) nicht.

30 Prozent Wachstum sind für uns nicht zu erwarten. Dafür aber harsche Kritik am DRM-Modell von Nokia. Preise für eine Verlängerung des Abos sind unklar, wer Musik über sein Handy laden möchte sollte sich dringend eine Daten-Flatrate zukaufen und auf dem PC ist man auf den hauseigenen Nokia Music Player angewiesen. Hinzu kommt, dass der Hörgenuss auf Mobiltelefonen bislang eher mittelmäßig ausgefallen ist.

Ich halte das Konzept für interessant, aber – wie sooft – macht es bei seinem größten Potential Abstriche. Wer Kunden in einem ohnehin umkämpften Markt gewinnen will, muss, wenn schon nicht Neue, dann wenigstens bewährte Wege gehen. DRM, Restriktionen und schlechte Qualität gehören nicht dazu. Wenn ihr schon den Musikmarkt revolutionieren wollt, dann richtig!

Mehr zum Thema erklärt die neue offizielle Website.

via Music Ally, Area Mobile, Golem, techdigest.tv

Foto von Nokia

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