DSDS – eine umkämpfte Marke

Deutschlands wohl erfolgreichster Free-TV-Sender RTL kämpft um eines seiner größten Aushängeschilder, “Deutschland sucht den Superstar” (DSDS). Gleich an zwei Fronten geht man rigeros zur Sache: Auf YouTube und MyVideo lässt man Ausschnitte der Sendung löschen und bei der Fanseite DSDS-News.de kennt man keine Gnade und will nicht nur die Schließung, sondern auch gleich die Domain.
Inwieweit das wirklich gerechtfertigt ist erfahrt ihr bei myoon.

Als “Virtuelle Schlammschlacht” bezeichnet es das neue Basic Thinking. Auch wenn es schon ein lautes Säbelrasseln gibt, eine Schlammschlacht ist es noch lange nicht. In diesem Fall ist viel mehr vom Kampf David gegen Goliath die Rede. Oder verbirgt sich hinter dem vermeintlich Schwachen eine ganz und gar kriminelle Kraft?
Zumindest RTL macht Andeutungen in diese Richtung, als es gegenüber dem SPIEGEL erklärt, dass man hinter der Fanseite ein SEO-Projekt eines Profis vermutet, der mit der Marke DSDS – ganz offensichtlich gegen den Willen des Kölner Senders – Geld verdiene. Der Betrag soll sogar im vierstelligen Bereich liegen, wie bei dieweltistscheisse.de zugegeben wurde. Dass Webmaster Philipp Klöckner, der sich beruflich tatsächlich für idealo.de mit SEO (Search Engine Optimization), SEM und Online-Marketing beschäftigt, eine Optimierung seiner Fanseite betrieben hat, wird auch gar nicht bestritten. Sucht man unter dem Stichwort “DSDS” bei Google, so ist das zweite Ergebnis für DSDS-news.de. “Das ist auch genau das, was RTL stört”, sagt Markenrechtsanwalt Alexander Graf von Kalckreuth, der das Mandat für Klöckner übernommen hat. Man wolle keinen Millimeter zurückweichen und seine Rechte verteidigen.

RTL schreibt Klöckner, man fordere “die Domain umgehend zu löschen sowie sämtliche andere auf Sie registrierte oder von Ihnen als Admin verwalteten Internet-Domains, die sich begrifflich an die Marke ‘DSDS’ anlehnen, offenzulegen und auf die RTL Television GmbH zu übertragen.” Gerade Löschung und Übertragung lassen böse Zungen vermuten, dass RTL plane, das Fanportal selbst weiterzunutzen.
Was daran wahr oder falsch ist, ist schwer zu sagen. Fakt bleibt, dass der Fernsehsender schon vor einigen Jahren auf die Seite aufmerksam geworden ist. Man stehe zwar, so ein Firmensprecher, 100%ig hinter Fanprojekten, aber nicht hinter derart kommerziellen Produkten. Jedoch seien, so Anwalt Kalckreuth, die wettbewerbsrechtlichen Ansprüche bereits verjährt. Wenn RTL seine Ansprüche durchsetzen wolle, so müssten sie vor Gericht ziehen. “Sollen sie doch kommen. Wir freuen uns darauf!”, lässt Kalckreuth unter Berufung auf Presse- und Meinungsfreiheit verlauten und verweist z.B. auf ein Urteil aus München, bei dem die Seite bigbrotherticker.de, der Ähnliches vorgewurfen wurde, Erfolg hatte.

Insgesamt gesehen mag Kalckreuth durchaus Recht haben. Eine öffentliche Angelegenheit, die mit Millionen Zuschauern zweifellos für Aufsehen sorgt, darf auch abseits von RTL-eigenen Seiten besprochen werden. Bloße Werbung auf den Fanseiten oder gar SEO sind keinesfalls Anzeichen für Illegalität. Die Domainlöschung ist im deutschen Recht ohnehin eine aussichtslose Geschichte.
Was aber nicht von der Hand zu weisen ist, bleibt Klöckners zweifelhafte Einstellung gegenüber dem Projekt. War sich der “DSDS”-Fan bewusst, dass er das Markenrecht von RTL verletzt? “Natürlich, es wäre gelogen, das abzustreiten”, so Philipp Klöckner zu SPIEGEL ONLINE. “Ich möchte gern beweisen, dass man mit Blogging auch in Deutschland schon Geld verdienen kann.”
Derartige Aussagen lassen vermuten, dass Klöckner weniger Fan als Unternehmer ist. Dass die Kölner da ein Stück vom Kuchen abhaben wollen, ist nachvollziehbar – zahlen sie doch Millionen Euro an Produktions- und Lizenzkosten, während DSDS-news.de vielleicht über eine rein refinanzierende Arbeit hinausgeht.

RTL’s Interesse der DSDS-Alleinvermarktung geht aber weit über Fanseiten hinaus. YouTube und MyVideo mussten in den vergangenen Wochen Videos von ihren Portalen löschen, die Ausschnitte der Sendung zeigten. Selbst eine Beschwerde wie die folgende wurde gelöscht. Nur das hauseigene Clipfish darf DSDS zeigen.
Geht das zu weit?

UPDATE:
Das Schreiben der Rechtsanwaltskanzlei an RTL wurde auf DSDS-news.de veröffentlicht. Darin lehnt man die Abgabe einer Unterlassungserklärung ab.