Music Business

UMG + YouTube = Premium Musik Videos

05.03.09 "Vevo" - Neues Portal kommt ins Rollen

von   kommentieren

myoon: UMG + YouTube = Premium Musik Videos

Ich hatte bereits im vergangenen Jahr darüber berichtet, dass die Universal Music Group (UMG) ein eigenes Video-Premium-Portal plant. Der damalige Untertitel hieß “Weniger YouTube, mehr Werbeeinnahmen”. Letzteres bleibt wohl weiterhin ein kräftiger Bestandteil der Bemühungen. “Weniger YouTube” stellt sich aber als gänzlich falsch heraus, denn heute wurde bekannt, dass die UMG und die Google Tochterfirma kurz vor einem Deal für ein Projekt namens “Vevo” stehen.

Auch wenn weder YouTube’s Pressesprecher, noch ein Offizieller bei Universal etwas davon kommentieren wollte, sagen Quellen aus dem Umfeld, dass beide Unternehmen kurz vor der Unterzeichnung stehen. Der Deal könne bereits in den nächsten Wochen abgeschlossen sein und damit ein Ende für Doug Morris’ jahrelange Bemühungen um eine bessere digitale Verwertung der Musikvideos bedeuten.
Der Spartenchef sucht, wie auch die anderen (Major) Labels, nach höheren Werbeumsätzen, die ihnen YouTube im Moment nicht bieten kann. Im Austausch für die Lizenz der Labels kann das Videoportal derzeit die Musikvideos legal abspielen, was einen Großteil der Klickzahlen ausmacht. UMG & Co. erhalten dafür einen Teil der Werbeeinnahmen, die durch Banner und Textlinks am Rande des Videos generiert werden.

Die schlechten Umsätze oder viel mehr die Unfähigkeit Googles diese zu steigern, führte unlängst soweit, dass Warner Music keiner Vertragsverlängerung zustimmte und bei YouTube alle Videos des Major Labels entfernt werden mussten und man sich anderen Anbietern zuwendete.

Wie schon erwähnt, ging man vor kurzem auch noch davon aus, dass sich die großen Musikverlage alle samt in gewisser Weise von YouTube trennen würden, um mehr Gewinn mit den Musikvideos zu erwirtschaften. Der Grund ist, dass es Google deutlich schwerer als gedacht fällt, Werbung auf dem Kultmedium zu etablieren. Die ganz großen Geldgeber scheinen offenbar auszubleiben, weil hochklassige Unternehmen davor zurückschrecken, auf einem Billig-Portal ihr Image zu verschlechtern. Während Lexus z.B. vergangenes Jahr Spots im Videocenter von SPIEGEL ONLINE brachte, ist es recht unvorstellbar, dass eine solche Marke auch bei YouTube auftritt. Schlichtweg deshalb, weil professionelle Produktionen (so ist die ARD bspw. seit heute vertreten) neben Prügelvideos oder Partyeskapaden pragern.

Solange YouTube also keine größeren Fische anziehen könnte, musste ein ganz neues Portal her, das mit seriöseren Inhalten aufwartet. Ganz so, wie es Hulu für die Fernsehbranche der USA geschafft hat.
Doch nun scheint ein Weg gefunden, in dem YouTube sehr wohl integriert ist und trotzdem beide Seiten davon profitieren können. “Vevo”, so der Arbeitstitel, soll neben Musikvideos auch Interviews, Webisodes und redaktionellen Content präsentieren. Und das ganz nah an YouTube. Kein Wunder, denn UMG’s Channel im Videoportal ist einer der größten und beliebtesten. Wie sonst hätte man auch bislang über 10 Mio. Dollar (rund 8 Mio. Euro) Gewinn einfahren können!?
Wie Vevo ganz konkret aussehen soll ist noch unklar. Allerdings geht man davon aus, dass Google die Technik liefert und zum Anzeigenverkauf beiträgt, während UMG den Inhalt besorgt. Die Vision ist ein universeller Dienst, der auch die anderen Major Labels, Sony, EMI und Warner, integriert.

Vevo könnte dazu beitragen wenigstens einen Teil der Gewinne aus den Musikvideos zu garantieren, ganz unabhängig von Schwankungen auf YouTube. Und darüberhinaus zeigt sich Google Kooperationsbereiter als zurvor: Während man sich lange gegen Pre-Roll-Ads (also Werbung vor einem Video) verwährt hatte, machte man zuletzt bei CBS Zugeständnisse, um deren alte Fernsehserien bei YouTube spielen zu können.

In jedem Fall werfen die Fortschritte ein positives Licht auf Google: Als Warner letzte Woche ankündigte, mit MyVideo zu kooperieren, sah es schon so aus, als würde man bei YouTube nie mehr Musik von diesem Label hören können. Doch mit Vevo im Hinterkopf könnte sich der Verlauf – auch im Bezug auf die Verträge mit Sony und EMI – zukünftig entscheidend verändern. Und ein Portal, das Inhalte rund um Musik professionell und vor allem redaktionell aufarbeitet, womit ich vor allem moderne Webfunktionen und exklusive Dokumentationen meine, könnte eine echte Bereicherung für die Branche sein, wenn man denn alle an einem Strang ziehen.
Und gerade hier ist Vorsicht geboten, denn ein ganz ähnlicher Service wie Vevo musste heute sein Aus vermelden: PluggedIn hatte 10.000 Videos von nur 3 Major Labels mit Social Web Features verknüpft – scheiterte an der 2. Finanzierungsrunde, vor allem aber einem schlechten Marketing.
Also dann, auf gutes Gelingen!

via CNET, WSJ.com, NewTeeVee
Bild von YouTube (UMG Channel)

Diskussion

2 Kommentare für “UMG + YouTube = Premium Musik Videos”

Füge einen Kommentar hinzu