Interview

Frank Bröker: Wenn er die Nacht retten könnte…

23.02.09 Ein Abend voller Mythen, Melancholie und Weltraumschrott

von   kommentieren

myoon: Frank Bröker: Wenn er die Nacht retten könnte…

Während ich noch mit einem älteren, zerzausten Herrn über meine Vorbildfunktion hinsichtlich des gefährlichen Weltraumschrotts debatiere, beginnt Frank Bröker sein Programm. Er singt und ich werfe meine Zigarette verantwortungslos auf die Strasse. Wenn mir verwirrte und verarmte Hobbymusikanten, die so keyboardspielen, auch auf Zuruf einen guten Abend wünschen, dann will ich mir den von Herzen gönnen.

Drinnen haut Bröker aka Dr. Pichelstein behäbig in die Saiten. Die Samtmarie verführt ihre ersten Opfer. Wenn er die Nacht rennten könnte. Dann wäre der Tod auf einem anderen Stern und Frauen seine alternative Ariel.

Die Sage um die Verführung auf dem Meeresboden versteht Bröker als Weiterführung vom Album Das Schiff. Die Art, bis heute ein Aushängeschild der Leipziger freien Szene, schaukelten in den 90er Jahren mit romantisch-düsteren Sprachbildern über die Bühnen. Daran will Bröker allein oder zusammen mit Die Art Sänger Markarios Oley als The Russion Doctors weiterspinnnen. Und so schickt er verliebte Matrosen über Bord und lässt sich in seinen Gitarrenklängen untergehen. Im zweite Lied versüsst er die leicht bis schwere Melancholie.

Dann legt er die Gitarre zur Seite und liest aus seinem cut-up Roman Barwars. Kirchengang, Wetter, Kachelmann. Und die Hinterfotzigsten, die …,. Den will man nie begegnen und doch sagt man ständig Hallo. Bröker taucht in die Untiefen der Gedanken. Er erschafft einen Typen, der in jede erdenkliche Kneipe besser passt als in einen Bürostuhl. Seine Figur stirbt mit falschen Pass und sorgt sich um seine Totenruhe. Und wehe, die Grufties klauen die Grabkerzen. Auferstehen wird er und … .
Eine Klare Logik in den abstrusen Geschichten. An einigen Stellen zwar etwas holprig, doch in meinen Bücherregal gern gesehene Schriftstücke.

Er legt das Buch weg und schnappt sich erneut die Gitarre. Die wenigen, die sich zu seiner kleinen Generalprobe eingefunden haben, amüsieren sich. Nach einer dreiviertel Stunde ist Fank Bröker fertig und was bleibt sind einige Eindrücke und Worte vom Musiker, Buchautoren und 1. Vorsitzenden der Pratajev- Gesellschaft.

Frank Bröker im myoon-Interview Teil 1

Aber wer ist denn nun eigentlich Sergeij Waschowitsch Pratalinko aka Pratajev ? Frank Bröker erzählt glaubhaft von Russlands grossen, unbekannten Landdichter, den die Pratajev Gesellschaft mit Kongressen und Buchveröffentlichen ehrt. Sogar in Schulbüchern soll sein revolutionar fiktiver Geist wieder auferstanden sein. Bröker und seine Mitstreiter machen es möglich. Man muss es nur für sich entdecken.
Das und mehr krude Gedanken, Brökers englischer Schule bis hin zur Lust am Drehbuch schreiben gibt es im zweiten Teil.

Frank Bröker im myoon-Interview Teil 2

Frank Bröker bestritt einen durchaus gelungenen Abend und bescherte mir einen Ohrwurm. Wenn ich die Nacht retten könnte. Aber das steht auf einem anderen Stern und gilt einer anderen Samtmarie. Vielleicht ist das alles nur intelligenter Weltraumschrott, der es durchaus verdient hat, einmal auf der Seite 1 zu stehen.

Irgendwie hat er dann doch noch die Nacht gerettet. Dank an ihn und an die beiden Betreibern des Kap West, die mich auf die glorreiche Idee gebracht haben, mich mit der Samtmarie, Pratajev und anderen schrägen Gedanken zu beschäftigen. Mir hat es viel Spass bereitet.

Wer mehr über Frank Bröker und seine Tun hören oder erfahren möchte ist auf diesen Seiten gut aufgehoben.

www.myspace/worldofpichelstein

www.myspace/the russion doctors

www.myspace/pratajev

Diskussion

2 Kommentare für “Frank Bröker: Wenn er die Nacht retten könnte…”

Füge einen Kommentar hinzu