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Universal baut eigene Video-Premium-Seite

29.09.08 Weniger YouTube, mehr Werbeeinnahmen

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myoon: Universal baut eigene Video-Premium-Seite

Verschiedene US-Quellen berichten, dass die Universal Music Group (UMG) einen neuen Video-Premium-Dienst aufbauen möchte.

Der Dienst soll, laut CEO Doug Morris, ähnlich wie Hulu aufgebaut werden und in erster Linie die Werbeeinnahmen für die UMG erhöhen. Das Hulu-Konzept ist in unseren Breitgraden noch relativ unbekannt.
Dabei handelt es sich um ein sehr spannendes Joint Venture Unternehmen von Rupert Murdochs News Corp. und NBC Universal (welches übrigens in keinem Zusammenhang mit der UMG mehr steht). US-Nutzer (und Europäer auch mit einem Trick) können auf dem Portal komplette Episoden von Serien wie den Simpsons, Family Guy oder The Office sehen. Hinzu kommen noch einige Filme, von “Lost in Translations” bis “Das 5. Element”. Das Programm bietet auch HD-Steams und wird durch kleine Werbeclips finanziert, die z.B. vor oder nach einer Episode laufen.

Hulu konnte sich in seinem 1. Jahr bereits recht gut positionieren und fährt Gewinne im zweistelligen Millionenbereich ein.
Allerdings zweifeln viele Blogger an Doug Morris’ Idee, ähnliche Erfolge einzufahren. Zwar will der CEO mit dem neuen Portal auch mit anderen Labeln zusammenzuarbeiten, aber da wird es schon schwierig, denn während Hulu dezentral gestaltet ist, soll die Premium-Seite eindeutig als UMG-Produkt gekennzeichnet werden. Ob sich andere Major Labels wie EMI oder Warner auf eine Platzierung ihrer Musikvideos auf einer (faktischen) Konkurrenzseite einlassen ist mehr als fraglich.
Ferner lassen sich Musikvideos nur schwer mit Filmen und Serien vergleichen. Letztere sind recht selten gestreamt im Internet zu finden oder können nur (zeit)aufwendig heruntergeladen werden. Da ist der hohe Zulauf bei Hulu verständlich.

Wer sich die Pussycat Dolls oder 3 Doors Down aber nach dem MTV-Auftritt noch einmal zu Gemüte führen will, muss nur kurz auf YouTube nachsehen. Und genau dort hat die UMG ja auch bereits einen Ansatz gefunden.

Nahezu eine halbe Million Abonnenten und über 2 Milliarden Abrufe verzeichnet dort der offizielle UMG-Account. Die Plattenfirma mit dem weltweit größten Marktanteil und die Videoplattform haben bereits vor Jahren einen Vertrag abgeschlossen, der UMG einen Teil der Werbeeinnahmen von YouTube sichert, die über die dort veröffentlichten Videos generiert wird.

Aber YouTube – und damit UMG – haben ein großes Problem bei der Sponsorenaquisition: Werbetreibende scheuen sich, ihre (höherpreisigen) Produkte auf einer Plattform zu platzieren, die hauptsächlich von gering-qualitativen User Generated Content dominiert wird. Launcht Universal also nun ein eigenes Premium-Portal, so erhofft man sich, können höhere Werbeeinnahmen erzielt werden, weil sich die Advertiser und Mediaplaner in einem konkrollierten Umfeld nachweislich wohler fühlen.

Um für mehr Interesse zu sorgen wird die UMG neben eigenem Content auch Videos angeschlossener bzw. kleinerer Labels in hoher Qualität präsentieren und zudem redaktionellen Inhalt auf die Plattform stellen.
Außerdem will man mit der Entwicklung des neuen Portals (es handelt sich hierbei übrigens nur um Insiderinformationen) Druck auf YouTube ausüben: Ende des Jahres läuft der bestehende Vertrag aus und wie könnte man besser höhere Anteile an den Werbeeinnahmen erwirken, als mit dem Gerücht einer eigenen Konkurrenzseite, auch wenn YouTube wohl weiter als lukratives Marketingtool genutzt werden wird.

Andere Videoportale dürften sich derweil auf neuen Ärger gefasst machen. UMG bewies in der Vergangenheit ein striktes Vorgehen gegen Plattformen, auf denen Content ohne Lizenz geladen wurde. Zwei kleinere Anbieter konnten direkt ihre Pforten schließen, Veoh und MySpace durfen schon vor Gericht auftreten.

via NewTeeVee

Thumbnail: Ausschnitt von lucatoyboy, lizensiert unter cc.

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