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Rap macht Schule

02.05.08 Die alten Formen stürzen ein

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myoon: Rap macht Schule

"Wollt ihr den Zauberlehrling nochmal hören?" Ja, die Kids wollen nochmal dieses verdammt fette Gedicht mit Hip Hop Beats und so interpretiert Rapper Doppel U zusammen mit seinem Homie Shakun noch einnmal die Sprache des großen Meisters called Goethe.

"Denn die Geister die ich rief." Der aus Jena Stammende Christian Weirich ruft sie seit 3 Jahren und er macht seine Sache gut. Mit über 1600 Schulkindern surft er beim Event in Chemnitz zwischen den Worten, jedes Wort sitzt und die Kleinsten unter ihnen kreischen sich die Seele aus dem Leib. Geschafft! Der Weltrekord ist drin, doch das scheint nur noch Nebensache zu sein.

Während der Pressekonferenz sitzt mir ein glücklicher Typ gegenüber. Das Projekt Rap macht Schule macht ihn stolz. Stolz darauf, dass er den Kids, egal wie alt sie sind, Lyrik von Goethe und Schiller näher bringen kann. Und das auf seine ganz eigene Art und Weise.

Dafür geht er den gleichen Weg wie ein Schüler. Im Raum schwebt ein Gedicht, dass ihn beeindruckt. Er verinnerlicht es, interpretiert die Stimmung und lernt es auswendig. Passende Beats werden gebastelt und fertig ist die gerappte Lyrik.

2002 veröffentlicht Doppel U dazu das passende Lehrmaterial "Goethe und Schiller – ein interaktives Hörbuch". Und bei den Kindern fruchtet es. Auch in Chemnitz findet ein Wettbewerb statt, bei dem vertonte Gedichte von Schülern eingereicht werden.

Doch wenn man sich ein bisschen umhört unter den Schülern aber vor allem Lehrern gehen die Meinungen auseinader.

Durch Zufall spreche ich einen Musiklehrer an, der mich gleich vorwarnt, dass er nicht viel gutes über Rap macht Schule zu verlieren hat. Für ihn ist es einzig und allein ein lauter Event, ein schulfreier Tag für seine Schüler, die von diesem für ihre weitere Bildung nichts mitnehmen werden. Er sieht im klassischen, pädagogischen Weg mehr Potenzial seinen Schülern etwas beizubringen, als über HipHop.

Eine andere Lehrerin ist da schon positiver eingestellt. Sie erzählt mir, dass sie bereits mit ihren Schülern im Unterricht gerappt hat und einfach merkt, dass es ihnen Spaß macht und ihnen auf diese Weise einen besseren Zugang zur Lyrik ermöglicht.

Doch nicht jeder scheint eine so "hippe" Lehrerin zu haben. Denn die meisten Schüler, die ich frage, finden den Rap macht Schule-Tag eine gute Sache aber sind sich nicht sicher, ob ihre Lehrer sich irgendwas davon für ihren Unterricht annehmen werden.
Und so winken sie mit den Armen zu den Beats und genießen es einen Tag lang, dass Goethe und Schiller mal "voll cool" und nicht so langweilig wie sonst rüber kommen.

Doppel U kennt auch die kritischen Stimmen zu seinem Projekt. Doch überzeugt von seiner Mission zieht er von Schule zu Schule und versucht zumindest die Schüler zu erreichen, wenn es bei den Lehrern nicht klappt. Und welcher Lehrer hört schon bei der Frage: "Wollt ihr den Zauberlehrling nochmal hören?" ein lautes, zustimmendes Gekreische?

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