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Antwort Angela Merkels auf den offenen Brief der Musikindustrie

02.05.08 "Diebstahl”, “Raubkopie”, “Delikte”

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Angela Merkel hat in Ihrem Podcast auf den offenen Brief der Musikindustrie geantwortet und verspricht sich dem Thema anzunehmen.

Ich glaube persönlich, dass die Bundesregierung sich mit diesem Schritt nicht mit Ruhm bekleckern wird.

Was, wenn die Bundesregierung in diesen kulturellen und wirtschaftlichen Prozess eingreift? Na klar, als nächstes gibt es den offenen Brief der Pornoindustrie zum Schutz des geistigen Eigentums.

Frau Merkel spricht davon, “dass wir eine gesellschaftliche Diskussion brauchen, die deutlich macht: Raubkopien sind kein Kavaliersdelikt.”

Eine gesellschaftliche Diskussion stelle ich mir eher mit einem offenen Ende vor und mit der Bereitschaft mehrere Standpunkte zuzulassen und Kompromisse einzugehen.

Vordergründig geht es in dieser Diskussion um Worte wie “Diebstahl”, “Raubkopie”, “Delikte”. Wenn man aber in die Tiefe der Problematik eintaucht gibt es weit mehr dringendere gesellschaftliche Fragen als die, ob eine Industrie benachteiligt ist die zuvor mit ihren eigenen Gesetzen nicht immer positives bewirkt hat.

Und wir verwechseln da was. Wie viele wirkliche begnadete Musiker habe ich in meinem Leben kennengelernt die nie eine Chance hätten von einem Major Label gefördert zu werden. Sie machen ihre Kunst, sind vielleicht arm, oder haben einen Job und leben an sich ein zufriedenes Leben.

Wie viele der geschaffenen Stars haben große Probleme und werden dem hohem Druck nicht Gerecht? – Man denke an Michael Jackson, Kurt Cobain, Miss Blackout Marketing Spears.

Ist das noch authentische Musik, wenn die Musikindustrie Opis wie Led Zeppelin oder Guns´n´Roses aus dem Grabe holt und überteuerte Konzertreihen puscht? Unterhaltung ja, auf jeden Fall. Aber keine Förderung neuer Impulse.

Die, denen ich eine bedeutende Tiefe hier in Deutschland zutrauen würde, verdienen ihr Geld mit anderen Dingen.

Helge Schneider etwa macht Comedy, so auch Stefan Raab. Musiker wie etwa Hinrich Franck von der Franck Band geben Musikunterricht und machen ihre unverstellte Musik eher als Hobby und spielen in Jugendzentren. Menschen wie Klaus der Geiger spielen auf der Straße und verdienen so ihr Geld.

Eine wirklich kulturelle Verantwortung sehe ich seitens der Bundesregierung nicht. Jetzt wird sich aber (mal wieder) einer Lobby gebeugt. Wir haben nicht mal eine Pflichtquote für die Radiosender für deutschsprachige Musik, wie etwa die Franzosen. Nein, Musik zum Ausdruck unserer Kultur ist nicht gewünscht. Wir tun es lieber der Musikindustrie recht und wollen im Sinne der Einschaltquoten den nächsten Hit (DSDS) produziert sehen. Dabei sind die Taktiken denen einer Gladiatorenarena gleich. Brot und Spiele.

Warum können nicht leerstehende Gebäude zu Proberaumzentren mit günstigen Mieten umfunktioniert werden? Warum nicht wirklich Kultur und Talente fördern?

Hier in Leipzig bekommt die Freie Kulturszene (und damit unsere Kinder und Jugendlichen) 1,8% vom Leipziger Kulturetat, der Rest wandert in die Prestigeträchtigen Anstalten die es eigentlich nicht nötig haben.

Aber es zeichnet sich in der jungen Generation eine neue Einstellung ab. Die Zukunft gehört nicht mehr den Superhits und Kassenschlagern. Das ist das beruhigende daran. Ich kann in der heutigen Zeit jungen Musikern nur empfehlen sich selbst zu organisieren und Kunst nicht als Quelle des Lebensunterhaltes zu sehen.

Vielleicht gibt es in Zukunft auch andere Modelle? Etwa wäre es denkbar, dass die freie Wirtschaft verstärkt in die Künstlerförderung geht. (Vielleicht auch Sponsoring von Proberäumen?)

Frau Merkel wird gut daran tun junge Künstler zu unterstützen und Kultur zu fördern und sich nicht einer selbstsüchtigen Lobby zu unterwerfen. Letztlich würde das auch mehr Wählerstimmen bringen …

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