Allgemein

Offener Brief der Musikindustrie an die Kanzlerin Angela Merkel

25.04.08 Fucking Fuck

von   kommentieren

myoon: Offener Brief der Musikindustrie an die Kanzlerin Angela Merkel

Wie Musikmarkt Online berichtet wurde auf Initiative des Bundesverbands der Musikindustrie ein offener Brief an die Bundeskanzlerin veröffentlicht. Zu lesen ist er hier: musikmarkt.de.

Darin wird an die Bundesregierung appeliert, dass geistiges Eigentum besser geschützt werden soll. Angesprochen wird natürlich das massive Downloadverhalten der Konsumenten und der daraus resultierende Verlust der Künstler und der Industrien. Beschuldigt wird auch die “milliardenschwere Telekommunikationsindustrie”, weil sie die (technischen) Möglichkeiten hätte P2P-Netzwerke etc. einzuschränken (oder Nutzerdaten preiszugeben).

Unterschrieben wurde der offene Brief von 200 Künstlern. Die Liste ist zu sehen bei Heise Online.



Liebe Musikindustrie,

Dein Dilemma kann ich natürlich nachvollziehen. Dir ist der Boden unter den Füßen weggebrochen und langsam wird es Dir bewusst, dass Du Dich im freien Fall befindest.

Aber mal ehrlich, Du hattest äußerst fette Jahre und es ging Dir richtig gut. Ich kann mich an die Zeiten erinnern, als Du bis an die Kante zugekokst in Agenturen in denen ich gearbeitet habe gekommen bist und während den Briefings die Einrichtung zerschlagen hast. Das muss eine tolle Zeit für Dich gewesen sein.

Die Nase muss manchmal so voll gewesen sein, dass Du den Abstieg nicht mehr bemerkt hast. Das ist vielleicht ein normales Verhalten im Endstadium einer Sucht. Wir wissen wie das enden kann. Hier eine kurze Zusammenfassung Deines Leidenweges.

Und genau so verhälst Du Dich im Augenblick:

Ich kann mich auch daran erinner, dass ich als Praktikant für Dich Songs in die P2P-Netzwerke eingespeist habe, Du hieltest es damals für eine klasse Viral Marketing Aktion.

Jetzt mal Tacheles. Du befindest Dich in einer freien Marktwirtschaft und bist selbst für Dich verantwortlich. Wenn es bei mir scheiße läuft, schreib ich auch keinen Brief an Mama Merkel und versteck mich hinter den Künstlern.

Wie viel hast Du denn den Künstlern für den Verkauf einer Scheibe abgegeben als es gut lief bei Dir? Vor allen denen, die vielleicht keine Mainstream Hits gebracht haben. Hast Du Dich damals in der Verantwortung gesehen Kultur zu fördern, oder ging es um den nächsten großen Hit und klingende Kassen?

Du hast uns über Jahrzehnte vollgespamt mit unbedeutenden Hits aus Großbritanien und den USA und hast unsere heimischen Künstler vernachlässigt und damit keinen Raum gelassen für eine entstehende eigene Kultur. Da bin ich etwas böse mit Dir.

Ich geb Dir mal eine Roadmap:

  • Entzug
  • Rückzug, versuch es mit Yoga oder anderen erprobten Techniken
  • Überdenke Deine Handlungen in der Vergangenheit
  • Besorge Dir das Buch: Long Tail
  • Meditiere darüber
  • Sei kreativ und ändere Dein Geschäftsmodell

In diesem Sinne wünsche ich Dir viel Erfolg, Du kannst mich immer anrufen, wenn es Dir schlecht geht. Aber lass die Kanzlerin in Ruhe, die hat wichtigeres zu tun.

Dein Christian

via Musikmarkt, Nerdcore

Diskussion

6 Kommentare für “Offener Brief der Musikindustrie an die Kanzlerin Angela Merkel”

Füge einen Kommentar hinzu